Informationsbörse Schizophrenie: Trialog zwischen Betroffenen, Angehörigen und Behandelnden

Den Trialog zwischen Betroffenen, Angehörigen und Behandelnden stärken, dies nennt Prof. Dr. Gaebel, Direktor der psychiatrischen Universitätsklinik Düsseldorf und Sprecher des Kompetenznetzes Schizophrenie, als Ziel der 3. Informationsbörse für Schizophrenie in Rostock.

400 Menschen, vor allem Betroffene und Angehörige, besuchten die Vorträge, Diskussionsrunden und Ausstellungen der ganztägigen Veranstaltung. Diese Resonanz übertraf die Erwartungen des Kompetenznetzes Schizophrenie, Veranstalter der Informationsbörse, deutlich. Neben den zahlreichen Vertretern von Fachverbänden nahmen erstmals auch pharmazeutische Unternehmen mit Informationsständen an der Börse teil. Das breite Informationsangebot fand großen Anklang. Eingeleitet wurde die diesjährige Informationsbörse am Vortag erstmals mit einer zertifizierten Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Psychotherapeuten zum Thema “Schizophrenie erkennen und behandeln”.

– Volkskrankheit Schizophrenie

Schizophrenie gilt als eine der schwersten psychischen Erkrankungen und ist mit jährlichen Kosten von bis zu 5 Milliarden Euro mit somatischen Volkskrankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen vergleichbar. Etwa ein Prozent der Bevölkerung, 800.000 Menschen in Deutschland, erkranken mindestens einmal im Leben an einer schizophrenen Psychose, so Prof. Gaebel in seinem einführenden Referat. Schizophrenie ist eine Erkrankung des Gehirns, die mit Störungen bei der Übertragung und Verarbeitung von Nervenimpulsen des Gehirns einhergeht. Dies kann dazu führen, dass Sinneseindrücke falsch verarbeitet werden, emotionale Störungen, Denk- und Konzentrationsstörungen auftreten. Als so genannte Positiv-Symptome treten Wahn, Halluzinationen, Ich-Störungen und Denkstörungen auf. So genannte Negativ-Symptome sind Gefühlsverarmung, Antriebsmangel und sozialer Rückzug.

– Betroffene und Angehörige: Hilfe und Selbsthilfe

Vereinsamung, Gefühle der Minderwertigkeit, schwindende Hoffnungen, körperliche Beschwerden und Krankheiten nennen Betroffene auf der Informationsbörse als leidvolle Folgen der Krankheit. Durch eine wirkliche gesellschaftliche Integration könne die Heilung deutlich gefördert und eine angemessene Lebensqualität gesichert werden.

Angehörige von Betroffenen schildern, dass eine psychische Erkrankung nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, sondern auch der Angehörigen beeinträchtigt. Die Bildung von Angehörigengruppen sei wichtig, um auf die Probleme aufmerksam zu machen und schaffe Solidarität untereinander. Erfahrungswissen über Erkrankungen, Behandlungsmöglichkeiten, Therapien und geeignete Medikamente könnten aus der Sicht der Betroffenen weitergegeben werden.

Der Landesverband der Psychiatrie-Erfahrenen in Mecklenburg-Vorpommern merkt kritisch an, dass sich Betroffene oft mehr als Studienobjekt und weniger als Studienziel fühlen. Auch müsse die persönliche und fachliche Qualifikation im Bereich der psychiatrisch Tätigen nachhaltiger geprüft werden, um eine angemessene Betreuungs- und Behandlungsqualität auf breiter Basis zu sichern.

– Verbesserungen bei Pharmakotherapie und Psycho- und Soziotherapie

Durch neu entwickelte Medikamente stehen mittlerweile dem Facharzt und den betroffenen Patienten eine vielfältige Auswahl zur Verfügung, die im Rahmen einer individuellen Therapie zu größtmöglichen erwünschten Wirkungen bei minimalen oder fehlenden unerwünschten Wirkungen führen, so die Ausführungen auf der Informationsbörse von ärztlicher Seite. Die Psycho- und Soziotherapie setzt auf die Förderung kognitiver Fertigkeiten. Die Entwicklung von Stressbewältigungsstrategien sowie das Training von sozialen Kompetenzen sind weitere Komponenten der Behandlung. Erreicht werden soll dadurch die soziale und berufliche Integration. Jedoch bestehen insbesondere in ländlichen Gebieten unzureichende ambulante Behandlungsmöglichkeiten durch fehlende Fachärzte. Die gegenwärtig schwierige wirtschaftliche Lage, die hohe Arbeitslosigkeit und der Arbeitsplatzmangel, erschweren oftmals selbst arbeitsfähigen Betroffenen die berufliche und soziale Integration.

– Antistigmaprogramm: Diskriminierung psychisch Kranker entgegenwirken

In Spielfilmen werden psychisch erkrankte Menschen oft als “unberechenbare Irre” und Gewalttäter dargestellt. In den Printmedien finden sich konstruierte Zusammenhänge zwischen psychischer Erkrankung, Psychiatrie und Kriminalität; informative Beiträge findet man nur wenig und nur im Wissenschaftsteil. In der Bevölkerung wird so das Stereotyp der Unberechenbarkeit und Gewalttätigkeit in Verbindung mit psychischer Erkrankung verstärkt. Der Verein “Open the doors e.V.” will mit seinem nachweislich erfolgreichen Antistigmaprogramm das Wissen über Ursachen, Wesen und Behandlungsmöglichkeiten von Schizophrenie verbessern sowie eine Verhaltensänderung der Bevölkerung gegenüber Betroffenen und ihren Angehörigen bewirken.

Kontakt
Kompetenznetz Schizophrenie
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie der Heinrich-Heine-Universität /
Rheinische Kliniken Düsseldorf
Bergische Landstr. 2
40629 Düsseldorf
Tel.: 0211-922-2770
Fax: 0211-922-2780
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